Ferienkinder probieren sich als Turnier-Ritter

Volles Ferienprogramm: Die Knirpse, die am KiJuWu-Ferien(s)pass teilnehmen, gehen nun bereits in die zweite Woche. Zu den absoluten Höhepunkten der ersten Ferientage gehörte der Besuch des Rittergutes in Nitzschka. Dort trafen sich die Kids zum Ritterfest und probierten selbstverständlich so manches Ritterspiel aus. Morgen stehen Besuche bei der Feuerwehr und bei Anglern am Gurasee auf dem Programm. Mit Glück sind noch ein paar Ferienpässe für die kommende Woche in der Tourist-Info in der Domgasse zu ergattern.

Foto: Andreas Röse

LVZ Muldental 7. Juli 2009


Ankunft in der römischen Provinz
Sommercamp der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Leipzig in Mutzschen/
Zum Auftakt Fußmarsch an der Mulde

Mutzschen/Nitzschka. Viele Wege führen nach Rom. Für die etwa 250 Kinder und Jugendliche eines Sommercamps der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Leipzig führte der Weg zunächst über das Rittergut Nitzschka. Dort fand am Wochenende die zentrale Anmeldung für eines der größten ostdeutschen Sommerlager statt, das in das alte Rom verwandelt, auf einer Wiese bei Mutzschen begann (LVZ berichtete).
Den Zeitläuften geschuldet, reisten die Möchtegern-Römer nicht hoch zu Ross oder in Quadrigas an, sondern mit PS-starken Blechdroschken. Die Zufahrt zum Rittergut Nitzschka, das sich zweifellos prächtig als Einstiegskulisse für das erwartete römische Heer eignete, war deshalb rasch zugeparkt. Weshalb Aquila höchstpersönlich versuchte, etwas Ordnung in das Chaos zu bringen. Tatsächlich aber war es Sebastian Volke, der als römischer Bürger verkleidet, die Neuankömmlinge einzuweisen versuchte. Für den 20-Jährigen offenbar eher ein Spaß, noch bevor sein Job als einer der 80 Betreuer so richtig begann. Wie sonst könnte man seine Worte deuten: „Die Gemeinde besucht Paulus, der zur Zeit Neros in Haft ist.“
Um die Zeit bis zur letzten Anmeldung kurzweilig zu gestalten, ließen es die Organisatoren auf dem Rittergutshof schon mal heiß hergehen. Andreas Kühn, der Schmied, formte glühendes Eisen zu Gladius, römischen Kurzschwertern. Theo Deutschmann und Ismael Käferstein probierten die Waffen in einer extra eingerichteten Arena aus – natürlich im Outfit eines römischen Legionärs, mit aus Pappmaché gefertigten, aber immerhin protzigen Kürass und Helm. Wagemutige aus den Reihen der Neuen stellten sich zum Kampf, wie etwa der 11-jährige Anton. „Dem seine unechten Bauchmuskeln durchbohre ich mit bloßem Finger“, zeigte er sich kämpferisch. Sollte er den Legionär dabei arg verletzen, stand Nancy Jahn als Medikus mit Pillen zur Linderung am Rand der Arena. Doch bei ihrem Angebot musste unbedingt Blut fließen, denn die Wunden wurden mit Gummibärchen als Allheilmittel verarztet.
Es sollte dann auch nicht lange dauern, bis die Neuankömmlinge von einem Gesandten des römischen Kaisers begrüßt wurden. „Wir sind noch nicht in Rom angekommen, sondern vorerst nur in einer römischen Provinz“, verkündete Dirk Schneider, der den Part des Gesandten übernahm. Sollte heißen, dass den Römern ein langer Fußmarsch über zwei Tage bevorstand. Von Nitzschka aus irgendwo dorthin, wo sich die Mulde überqueren ließ und wieder zurück nach Nitzschka, erklärte Theo Deutschmann die Strecke.
Erst dann sollten die Römer aufbrechen. um endlich ihr Lager bei Mutzschen zu bevölkern. Und das in Begleitung von Matthias Ganzow, der als der berühmte römische Heerführer Maximus Gaudimus vorgestellt wurde. Spätesten mit der Verkündung dieses Namen wurde auch dem letzten in der Runde klar, dass in diesem Sommerlager auf jeden Fall mit maximalem Gaudi zu rechnen ist.
Frank Schmidt

Wie im alten Rom: Wagemutige stellten sich schon am ersten Tag des Sommerlagers in der Arena in Nitzschka zum Kampf. Foto: Frank Schmidt

LVZ Muldental 21. Juli 2009


Typisch Ritter

Ferien(s)pass auf dem Rittergut Nitzschka Seite 17

Dank an alle Ferien(s)pass-Aktivisten

Ferienzeit – schönste Zeit. Wer kann sich nicht an die eigenen Abenteuer erinnern, die den Alltag vergessen machten. Und die man seinen Schulkameraden dann unbedingt erzählen musste. Das ist heutzutage gewiss nicht anders. Schön, dass auch die Wurzener Mädchen und Jungen zwischen acht und 15 Jahren, die nicht mit ihren Eltern in die weite Welt reisen konnten, genügend spannenden Berichtsstoff in petto haben werden. Möglich machte dies, nunmehr schon zum zwölften Male, der Wurzener Ferien(s)pass, eine Aktion des Kinder- und Jugendhauses (KiJuWu) und seiner Partner: Verein zur Förderung umweltbewussten und sozialen Handelns/Jugendtreff Schweizergarten; VHS Wurzen; Allianz Wandel; Sportmühle Nischwitz; CVJM Brandis; Museum Wurzen; Jugendfeuerwehr Wurzen; Mehrgenerationenhaus Zuversicht Wurzen. Jede Institution trug ihren mehr oder weniger großen Anteil dazu bei, dass die Ferienkinder ein großes, buntes Urlaubspaket genießen und die Eltern ihre Sprösslinge erleben lassen konnten, wozu ihnen selbst in vielen Fällen die Möglichkeiten gefehlt hätten. Daher ein großes öffentliches Dankeschön an alle Ferien(s)pass-Aktivisten und ihre Helfer.
@w.skaun@lvz.de

NITZSCHKA

300 Jahre altes Ziffernblatt taucht wieder auf Seite 15

Teil der Kirchturmuhr kehrt zurück
Wurzener rettet vor Jahrzehnten Ziffernblatt vom Abfallhaufen des Bauhofes

Wurzen/Nitzschka. Ein Ziffernblatt ist nach Nitzschka zurückgekehrt. Kein gewöhnliches – sondern das der einstigen Kirchturmuhr. Hans-Jörg Naumann, ein Wurzener, packte die schwere Scheibe aus Eichenholz mit einem Durchmesser von 1,15 Metern vor wenigen Tagen auf einen Transporter und brachte sie dorthin, wo sie hingehört. Im einstigen Rittergut bei Familie Friedrich gab er das Stück ab.
Über 300 Jahre sei es alt, erzählte der Wurzener. Mit ein wenig gutem Willen sind A.M. als eingeritzte Initialen zu erkennen. Deutlich lesbar zudem ein Name: Johann Gottfried Jakob Herrmann. A.M., das vermutet Naumann, könne für August Mahlmann stehen. Der Schriftsteller, Dichter und Redakteur aus Leipzig erkor Nitzschka 1814 als Altensitz. Weiterhin sind Brandspuren auf dem Ziffernblatt deutlich zu sehen. Hans-Jörg Naumann ordnet die einem Feuer Anfang des 18. Jahrhunderts zu. Rätsel gibt ihm der zweite Name auf der Unterseite auf. Herrmann? War es der Stellmacher? Der Uhrmacher? Ein Sponsor und Freund Mahlmanns? Auf diese Fragen bekam der Finder bislang noch keine Antwort. Er wisse lediglich genau, dass das Ziffernblatt von der Nitzschkaer Kirche stamme.
„Ich habe sie vor langer Zeit von einem Abfallhaufen des einstigen Bauhofes mitgenommen“, erzählt Hans-Jörg Naumann. Von einem Mitarbeiter des städtischen Betriebes hatte er erfahren, was das für ein Uhrenblatt ist, und wollte es nicht seinem Schicksal überlassen. „Damals war der Bauhof in der Külzstraße, dort, wo heute der Einkaufsmarkt steht. Ich bin hin, habe es auf eine Karre geladen und mitgenommen. In den 70er Jahren muss das gewesen sein“, vermutet Naumann.
Ein Anruf in Nitzschka bestätigt die zeitliche Einordnung. Mit der ersten Sanierung des Kirchturmes wurden die Nischen der Kirchenuhr zugemauert. Ursprünglich war damals sogar das Schicksal des gesamten Turmes besiegelt, sein Abriss beschlossene Sache. Allein das Engagement der Nitzschkaer Einwohner hatte das verhindert. Den Kompromiss, künftig einen Turm ohne Uhr zu haben, nahmen die Einwohner hin. Ganz in Vergessenheit allerdings geriet das Ziffernblatt nicht. „Wir haben nun nicht gezielt danach gesucht. Überlegt jedoch, wo es abgeblieben sein könnte, wurde schon. Allerdings fehlten uns die Anhaltspunkte“, erzählt Lilli Latzel, Mitglied der Nitzschkaer Kirchgemeinde. Hocherfreut reagierte sie auf die Nachricht, dass ein Teil der alten Kirchturmuhr wieder im Ort sei.
„Ich hatte sie die ganze Zeit in unserem Garten“, verrät Hans-Jörg Naumann, wozu die Eichenscheibe bislang diente. Er hatte ein Uhrwerk und Zeiger angebaut. Ob die sich auch in Nitzschka wieder drehen, ist ungewiss. „Einen tollen Platz aber wird das Ziffernblatt auf jeden Fall bekommen, und vielleicht lösen wir auch die Inschrifträtsel“, versichert Eberhard Friedrich. Conny Hanspach

Zurück in Nitzschka: Hans-Jörg Naumann (r.) aus Wurzen übergab das uralte Ziffernblatt an Eberhard Friedrich. Dessen Enkel Max war dabei. Foto: Conny Hanspach

LVZ Muldental 23. Juli 2009